Sunday, November 26, 2006

Highway to Hellsinki oder Schlaap lekker in Finnland!

Der Osten rief und wir gehorchten: Leonie, MC Christine, Matze und ich haben Skandinavien verlassen und machten uns auf zu neuen Ufern. Für drei Tage stand Helsinki auf dem Reiseprogramm. Wer nach Finnland fährt, dies vermuteten wir vor unserer Abreise und das sollte auch so kommen, begibt sich auf einen Trip zwischen die Stühle. Die kühlen Fassaden der mächtigen Helsinkiner Gebäude haben wenig mit dem rundlichen Baustil Dänemarks und Schwedens zu tun, Skulpturen harter Arbeiter blicken einem ernst beim Streifzug durch die Häuserschluchten hinterher und die Sprache tut ihr übriges: Sind wir noch in Westeuropa oder schon auf ehemaligem Sowjetgebiet? Irgendwo zwischendrin scheint wohl die Kultur Finnlands und damit das Leben in Helsinki zu liegen. (Leseanweisender Einschub: Nun folgen ein paar Bilder, die durch Draufklicken wie immer größer werden, beor es unten in altbewährter Form einen Reisebericht gibt.)

Der Helsinkiner Dom:















Finnisch Sprache, verrücktes Sprache:














Von links: Matze, ich, Leonie, Christine.














Und nochmal die Truppe, diesmal an Deck der Höllenfähre:














Schenkelklopfer:















Matze, ist es so kalt hier drin, oder bist Du das?

Wir starteten unsere Helsinki-Erkundung wie von diversen Menschen, die sich damit auskennen, empfohlen in der 3T, einer Linie der schnuckligen Heslinkiner Straßenbahn, die praktischer Weise kreisförmig durch den an die Ostsee gepressten Stadtkern führt. Am Wegrand lagen der mächtige Dom, den man in der ganzen Innenstadt sehen kann und der deshalb ziemlich hilfreich ist, einmal verloren geglaubte Orientierung wieder zu finden, die bombastische orthodoxe Kirche Helsinkis, die Markthalle direkt am Hafen und die Felsenkirche: Ein runder Kirchenbau, der halb in einen der großen Schärenfelsen gemeißelt ist, wie man sie auch in Stockholm alle paar Meter antrifft, und der angeblich für seine geniale Akustik bekannt ist. Aber wer uns kennt, weiß, dass es allzu kulturell dann doch nicht war: Das ein oder andere koffeinhaltige Heißgetränk musste bei Wayne’s, der nordischen Version von Starbucks, dran glauben und auch beim Abendprogramm ließen wir uns nicht lumpen: Zuerst gab es Blutiges in Massen beim spontan ausfindig gemachten Steakbruzzler unseres Vertrauens, danach noch ein paar Gläser Hirschquelle in einem ziemlich guten und stimmungsvollen Pub.
Der Folgetag, zweite Reiseeinheit in Helsinki, verlief relativ unaufgeregt: Vormittags fuhren wir zum Olympiagelände raus, 1952 fand in Helsinki die Sommerolympiade statt, und bestiegen zwecks Aussichtsgenusses den dortigen Stadionturm, danach beehrten die Damen H&M und Matze und ich einen gar nicht mal schlecht sortierten CD-Laden. Und ja: Ausführliches Kaffeetrinken durfte nicht fehlen, diesmal in einem stylischen Kaffee am Marktplatz.
Was gibt es sonst zu berichten aus Finnland? Erstens: Es hat geregnet. Und wie. Am Freitagabend hat es wirklich gereicht: Wir waren klatschnass und kalt wie ein Witz aus dem Munde meines alten Mathelehrers (nein, ich nenne jetzt keinen Namen). Zweitens: Finnisch ist eine lustige Sprache, mit leichtem Einschlag in Richtung linguistische Durchgeknalltheit. Zu meinem Favoriten erhob ich eine Streusandkiste, die die Aufschrift „Sandi“ trug. Auch sehr nett aber das natürlich auf Speicherchip gebannte Kino names „Filmitähti“. Drittens: Niederländisch ist eine lustige Sprache, mit leichtem Einschlag in Richtung Halsschmerzen. Ha, da werdet Ihr Euch fragen: Was haben die Typen plötzlich mit der Sprache unserer Wohnwagen fahrenden Freunde am Hut? Ganz einfach: Leonie und Christine sind Holländerinnen. Wenn die Abends ins Bett gehen sagen sie: „Schlaap lecker!“ Viertens: Nie wieder, ich wiederhole hoch und heilig nie wieder, begebe ich mich an Bord einer dieser verfickten Skandinavienfähren. Denn, viertens a), um uns das ganze leisten zu können haben wir zu viert auf vier Quadratmetern unterhalb von Autodeck und Wasserlinie (nicht) geschlafen. Und, vier b), auf so einer Fähre liegt der durchschnittliche Intelligenzquotient ganz weit unter Zimmertemperatur (und die ist wohlgemerkt niedrig im Norden). Wer nun sagt, soll er sich mal nicht so haben der Förster und schon wieder einen auf arroganten Intellektuellen machen, dem sei entgegnet: Wenn die Typen es wenigstens nicht so exzessiv ausleben würden! Was der Ballermann für den Deutschen, sind nämlich die Ostseefähren für den Skandinavier. Porno-Klaus und Zuhälter-Toni mit Goldkette und Ankertätowierung strömen schon hackevoll an Bord, fletzen sich dann mit halb runtergelassener Badehose in der Bordsauna neben Dich, rotzen dort auf die Bodenkacheln und meinen, einfach mal so Leonie und Christine (O-Ton zu plötzlich eingeschüchtertem Manta-Karlheinz: „N-E-I-N!“) angraben zu dürfen. Der Gipfel war ein sympathischer Mittzwanziger, der hackevoll mit Hitlergruß um uns herumschwänzelte, nachdem er unsere Sprache als Deutsch identifiziert hatte. Achso: Stockholm – Helsinki dauert schlappe 16 Stunden. Irgendwie aber auch beruhigend das ganze: Sogar die so hoch gepriesenen skandinavischen Gesellschaften haben es noch nicht zur Vollidioten-freien Zone geschafft. Ist doch wahr, musste mal gesagt werden und so.

Jetzt aber schlaap lekker,
cfö.

Monday, November 20, 2006

In the Company of Greatness

Es sind schlimme Zeiten. Schwerer Nebel hängt in den Wäldern Mittelschwedens, kalter Regen teilt beim Radfahren in die Stadt Peitschenhiebe aus und die skandinavische Nacht kommt nun schon um 15 Uhr. Es sind Zeiten, depressiv zu werden, mag sich der geneigte Leser sorgen. Doch lasst mich beschwichtigen, liebe Freunde: Wir Skandinavier wissen, wie Abhilfe zu schaffen ist und hoben deshalb im steten Kampf gegen den wohl sinnlosesten Monat des Jahres (wer zur Hölle braucht November?) eine norwegisch-schwedische Selbsthilfegruppe aus der Taufe. Am vergangenen Donnerstagabend schritt ich frohen Mutes gen Uppsalaner Bahnhof, um dort einen alten Mitstreiter in Empfang zu nehmen, der auch in die dunkelste schwedische Nacht noch das Licht der Freundschaft trägt: Holger kam.
Wer uns kennt, wird wissen, was als erstes nach der Ankunft in Ekeby auf dem reichhaltigen Programm stand: Genau, die guuuude Tomaddesoß! Nach dieser sowie einem Bier oder fünf riefen dann allerdings bald die Federn, was angesichts der Planung für die nächsten Tage auch nicht das unvernünftigste war.
Nach ehrfurchtsvoller Besichtigung des Uppsalaner Doms brachen wir beim nächsten Tageslicht gen Stockholm auf. Am mächtigen Stadshuset vorbei zogen wir dort durch Gamla Stan zur Slussen und weiter zum Vasamuseum. Als die frühe Dunkelheit hereingebrochen war, sagten wir alsbald zu einem am Wegesrand liegenden Irish Pub nicht Nein. Beste Kneipenatmosphäre erwartete uns dort: Bei rockigen Songwriter-Klängen im Hintergrund und frischem Stor Starck taten auch die Füße nicht mehr weh.
Da sich jedoch zwei Bier auf nüchternen Magen nicht gut machen, sagten wir bald Adieu und verleibten uns beim Imbiss schräg gegenüber zwei Portionen Köttbullar ein, bevor die Wahl auf ein weiteres Etablissement fiel, das sich erst beim zweiten Blick und schon bestelltem Bierchen als wahre Freakshow entpuppte. Lange Kerzen flackerten in den Fenstern, ein haargegelter Anzugträger mit tiefdumm lächelnder Barbiefreundin im Arm machte blöde Witze, der Wirt hatte keine Haare auf dem Kopf, dafür sehr lange im Gesicht und trug eine schwere Stahlkette um den Hals. Die Gläser in unseren Händen vibrierten, weil stetig Schallwellen in Form gegrunzten Heavy Metals dagegen schlugen. Als zwei Transvestiten mit rosa Perücken und Cowboyhüten neben uns Platz nahmen, gingen wir lieber.














Nach soviel Großstadtleben auf einmal brachen wir am Samstag dorthin auf, wo harte Jungs wie wir am besten aufgehoben sind: In die schwedische Wildnis. Ein zwölf Kilometer langer Wanderpfad führte uns an die Seen des Tyresta Nationalparks.













Vier Stunden folgten wir verschlammten Pfaden durch das vermooste Unterholz, rutschten auf glitschigen Holzstegen über dampfenden Moore und gingen auch durch den Teil des Parks, der vor sechs Jahren durch einen Waldbrand zerstört wurde. Eine sehr gespenstische Szenerie: Verkohlte Baumreste recken sich dort in den nassen Nebel, vermoderte Treppen führen über mannshohe Schärenfelsen und umgestürzte Stämme, die Sichtweite liegt bei geschätzten zehn Metern.














Wer denkt, dies war ein Abenteuer, sollte sich allerdings zu Gemüte führen, was uns bei der Rückfahrt ereilte: Bei langsam heraufziehendem Dämmerlicht spuckte uns der Tyresta wieder an jener Bushaltestelle aus, wo am Vormittag unsere Wanderung begonnen hatte. Prompt wartete dort auch ein Bus auf uns. In tiefer Überzeugung, so Stockholm näher zu kommen, sprangen wir flugs hinein, überzeugten den Fahrer davon, unseren 500-Kronen-Schein anzunehmen und nahmen in der letzten Reihe Platz. Die Sache lief auch routiniert, bis uns nach zwanzig Minuten auffiel: Wir sind die fucking einzigen, alle anderen Fahrgäste sind bereits ausgestiegen. Unsere Sorgen wuchsen, als erstens der Busfahrer ungerührt an mehreren besetzten Haltestellen vorbeirauschte, er zweitens in seinem Fahrstil an den Typen aus „Speed“ zu erinnern begann und er drittens die Innenraumbeleuchtung ausschaltete. Da unsere verzweifelten Versuche, mit ihm Kommunikation aufzunehmen („Ey, machsch amol des Lischt wiedda an, kann ja kei Mensch lese bei der Funzelei!“) konsequent ignoriert wurden, beschlossen wir, brav Platz zu behalten und des Dinges zu harren, das da kam. Es stellte sich als Busdepot heraus. Als ich dem Fahrer vorsichtig auf die Schulter tippte, erschrak der gute Mann dann auch sehr und begann, sich zu entschuldigen, er habe gar nicht gemerkt, dass noch jemand hier sei und, ja, er müsse wohl auch vergessen haben, durchzugeben, dass das da vor zehn Minuten die Endstation war und nein, das sei nicht der Bus, den wir eigentlich hätten nehmen müssen. Um es kurz zu machen: Wir mussten ein bisschen improvisierten.
Was uns gelang. So trafen wir prompt rechtzeitig zur Saunaparty im benachbarten Flogsta ein, wo ein anstrengender Tag in der Natur bei Pizza, Carlsberg und mörderischen Aufgussrhythmen endete. Da auch Holger, trotz seiner diversen Tricks auf Lager, den studentischen Pflichten in der Wahlheimat nicht auf Dauer zu entkommen vermag, brach er heute wieder gen Westen auf. Bis zum nächsten Mal und Danke, Mann.

A gentlemen will walk but never run,
Cfö.

Wednesday, November 08, 2006

Wohnheimleben

Nach reichlich Landschaftsaufnahmen heute zur Abwechslung mal wieder ein paar Bilder mit Menschen drauf. Rachael (thanx for the pics!) hat dokumentiert, wie Leonie, Matze und ich am WG-Leben teilnehmen. (Wie immer durch Draufklicken größer!)






Tuesday, November 07, 2006

Uppsala Curiosities Part III: Heute schreiben wir eine Klausur

Zeit, mal wieder über was anderes als das skandinavische Wetter zu reden. Um genau zu sein: Zeit, über etwas sehr ernstes zu reden. Heute nämlich habe ich eine Klausur geschrieben und das war so:

Die Ausgangslage ist folgende. In den letzten vier Wochen haben wir knappe 2.000 Seiten Forschungsliteratur über Vergleichende Politikwissenschaft durchgenommen. Circa 1.500 davon sollten heute abgeprüft werden. Also, Schritt eins: Lesen. Lesen, was das Zeug hält. Dabei stets den Bleistift zum eifrigen Unterstreichen und die kleinen bunten Klebefähnchen bereithalten, ansonsten blickt da ja auch kein Mensch mehr durch. So stand der Oktober im Zeichen eines Galoppritts durch die Themenfelder Globalisierung, politische Partizipation in post-industriellen Gesellschaften, ethnischen Konflikten in Indien und Konsolidierung demokratischer Regime im subsaharischen Afrika. (Ja, OK, nicht der ganze Oktober. Wie sich manch einer wird denken können, war auch noch reichlich Zeit zum Quatsch machen übrig.)
Der gestrige Schmuddelwetter-Sonntag schließlich war dazu auserkoren, zur Wiederholung der gesammelten Werke herzuhalten. Dazu ein kleines Beweisfoto, um meine Arbeitswut zu untermauern. (Ach, erstens: Es war wirklich neun Uhr. Zweitens: Nein, morgens!)
Als dann heute Nacht der Wecker klingelt, zeigt er gerade einmal 06 Uhr 45 an. Ganz Schweden schläft wahrscheinlich noch, doch der eifrige Klausurenschreiber muss unerbittlich zur Pflicht übergehen. Also, raus aus den Federn, heiße Dusche und heißer Kaffee, eine Armada von Kugelschreibern eingesteckt und los geht’s: Ich ziehe Skijacke und Neoprenhandschuhe über und schwinge mich um kurz nach acht, es ist gerade hell geworden, auf mein Klapperkistenfahrrad, um über tauende Eisplatten zum Skrivsalen zu schliddern. Tja, Skrivsalen, zu Deutsch „Schreibsaal“, das ist so eine Sache: Die Universität Uppsala war irgendwann mal der Meinung, man brauche ein eigenes Gebäude nur fürs Schreiben von Klausuren. Also stellte die Unileitung ein einstöckiges Haus mitten in die Pampa fast schon vor die Tore Uppsalas, das zwei riesige Säle voller kleiner Einmann-Tische enthält und vom architektonischen Standpunkt betrachtet wahrscheinlich dem Reißbrett eines ästhetisch etwas einfacher gewickelten Gemüts entsprungen ist. Dort hinzukommen, dauert ein halbes Langzeitstudium: Von Ekeby aus strample ich in den Stadtkern, halte mich dann kurz Richtung Schnellstraße E 14 nach Dalarna, fahre durch ein Wohngebiet nach Norden bis nach einer Armada von Supermärkten ein weitläufiges Industriegebiet folgt. Kurz bevor das Nordkapp erreicht ist, ist er auch schon da, der Schrecken jedes Uppsalaner Studenten: Zwischen einer Autowerkstadt und einem Bahngleis liegt der Skrivsalen. Wer würde sich in solch einer Umgebung nicht zu geistigen Höhenflügen hingerissen fühlen? Ähnlich muss es wohl in Frankfurt ausgesehen haben, als Goethe auf die Idee kam, den Faust zu schreiben.

Doch Spaß beiseite, denn die Klausur geht los. Circa 200 Mitleidende lassen sich an ihrem Schreibpult nieder und über Lautsprecher mit letzten Instruktionen berieseln: Wir dürfen weder Jacke noch Tasche mit an den Tisch nehmen, wer auf die Toilette geht, muss seinen Namen auf einer Liste vermerken und dazu schreiben, von wann bis wann er abwesend war, auf keines der Blätter dürfen wir unseren Namen schreiben, nur eine spezielle Codezahl zur Anonymisierung. Hilfsmittel wie Forschungsliteratur sind nicht erlaubt, nur Sprachwörterbücher. Vier Aufgaben sind zu bearbeiten, dafür haben wir vier Stunden Zeit. Aus irgendwelchen Gründen, die mir nicht einleuchten, darf niemand abgeben, bevor nicht eine halbe Stunde rum ist. Da soll noch mal einer sagen, die Deutschen seien übergenau!
Um Punkt neun teilen die drei Aufsicht habenden Damen der Univerwaltung die Aufgabenblätter aus. Ich hole tief Luft und beginne zu lesen.

Aufgabe eins: Globalisierung. Der US-amerikanische Politologe Jeffrey Haynes hat in seinem jüngsten Buch Länder danach kategorisiert, in welcher Beziehung Staat und Zivilgesellschaft zueinander stehen, wobei sechs verschiedene Kategorien rauskamen. Wir sollen sie nennen. OK, denke ich mir, Mist. Das war eine Tabelle irgendwo zwischen Seite 100 und 150 des ersten Buches, soviel weiß ich. Ich nehme erstmal einen Schluck Wasser und sehe dann auf die Uhr. Neun Uhr eins. Wenigsten ein Zeitproblem habe ich noch nicht. Nach zwei Minuten bin ich mir sicher, mich an drei der sechs Typen zu erinnern. Den Rest improvisiere ich und liege damit, wie ich nachher beim erneuten Blick in den Haynes-Wälzer feststelle, auch noch richtig. Dann, Originalzitat Aufgabenblatt: „Choose two of the categories and discuss external actors possible access to domestic political institutions and their policy impact in each of the categories respectively. Also give an example of a country in each of the categories.” Hä? Zwei Aktuere und sechsmal deren Wirkung? Oder nur zweimal? Und was heißt jetzt „in jeder Kategorie“? Zwei oder sechs? Geht ja gut los der Scheißtag. Ich trete die Flucht nach vorne an und exerziere auf eineinhalb Seiten die Wirkung von ökonomischer Globalisierung in China und Deutschland durch. Währenddessen ist die erste halbe Stunde um. Der Typ neben mir, bis jetzt hat er regungslos vor sich hingestarrt, gibt ab.

Aufgabe zwei: Afrika. Wir sollen ein Schaubild zeichnen, dass die Hypothese eines weiteren US-Politologen über Demokratisierung in Afrika darstellt. Wieder weiß ich recht genau, wo das steht: Buch Nummer zwei, letztes Viertel. Ich weiß auch, wie die Hypothese funktioniert und hab den ganzen Quatsch eigentlich einigermaßen geschnallt. Nur warum zur Hölle soll ich nun auswendig wissen, welche Variable auf die x-Achse und welche auf die y-Achse kommt? Anschließend sollen wir vier verschiedene Staatentypen runterbeeten, die laut des gleichen Autors in Afrika existieren. Gut, meines Wissens spricht der nur von drei. Ich nenne also drei und lasse mir für den letzten Typ zwei Untertypen einfallen, was unterm Strich vier verschiedene gibt. Mal sehen, ob Frechheit wirklich siegt. Das Mädel vor mir gibt ab.

Aufgabe drei: Politische Partizipation. Welche Faktoren beeinflussen, inwieweit Bürger in einem Staat zu großen Teilen in Parteien eintreten und immer fleißig zur Wahl gehen? Endlich bin ich in meinem Element: Drei Seiten lang erzähle ich von Human Development, verschiedenen Wahlsystemen, postmateriellen Werten und schaffe am Ende sogar noch, den ganzen Quatsch zu einem Schaubild zu verbinden. Mittlerweile ist es kurz vor zwölf. Meine Wasserflasche ist leer, mein Magen knurrt, das Mädel hinter mir gibt ab.

Doch Durchhalten, Herr Förster, die Zielgerade ist erreicht, Aufgabe vier: Indien. Inwieweit besteht ein Zusammenhang zwischen Zivilgesellschaften und dem Ausbrechen ethnischer Konflikte? Fair, muss ich zugeben, da ausführlich im Seminar diskutiert. Also, noch mal 150 Wörter lang reinhauen, dann ist die Sache durch. Um 13 Uhr 45 beschließe ich, meinen Bemühungen, inzwischen manifestiert auf ganzen zehn Seiten, ein Ende zu setzen, gebe ab und packe mein Zeug zusammen. Als ich bei schönstem Herbstsonnenschein nach Hause radel, muss ich mich mal wieder innerlich ereifern: Was bringt einem eigentlich eine Klausur, bei der man hauptsächlich Buchinhalte runterbeeten muss? Das bereitet einen weder sonderlich auf das vor, was im späteren Otto-Normal-Job wartet, noch auf die große Karriere als Wissenschaftler. Es lebe die Hausarbeit!

Blue skies up ahead,
Cfö.

Friday, November 03, 2006

Schweden-Foto des Tages
















Man beachte die tiefstehende Sonne - aufgenommen heute um 13:30 Uhr. Das bedeutet: Um 15 Uhr Licht an, um 16:30 Uhr ist es stockdunkel. Noch eineinhalb Monate bis Santa Lucia...

Thursday, November 02, 2006

Heute auf dem Weg zur Uni...

...hab ich ein bisschen Schnee fotografiert: