Even better than the real thing oder: Zehn Dinge, die Sie über die UNO wissen sollten
Ein Tag voller sentimentaler Erinnerungen liegt hinter mir: Heute vor einem Jahr fiel der Startschuss für die Tübinger Delegation zum National Model United Nations 2006. Natürlich weiß ich es noch ganz genau: Am frühen Abend versammelten wir uns zum ersten Vorbereitungsworkshop im Tübinger Institut für Politikwissenschaft und Tutor Patrick gab bekannt, welches Land uns im nächsten halben Jahr in Fleisch und Blut übergehen sollte: „The country of cheap clothes and furniture: This time we will represent Sweden.“ Tja, Schweden ging uns dann wirklich in Fleisch und Blut über, was nicht zuletzt auch an meinem derzeitigen Standort erkennbar ist.
Was folgte, war das Beste, was mein Studium bis jetzt für mich bereithielt: Zusammen mit Raid ein Platz in der UNO-Generalversammlung, distinguierte Expertengespräche in der schwedischen Botschaft in Berlin, ein kleines Arsenal an Business Attire, jede Menge neuer Freunde und natürlich DIE Woche in New York City im UNO-Headquarters und Marriott Marquis Hotel am Times Square. Bei der ganzen Sache sprangen unter anderem folgende Erkenntnisse raus:
1. Es ist durchaus möglich, an einem zweiseitigen Text ein halbes Jahr lang zu schreiben (ich sage nur: Position Paper).
2. Zwei Krawatten sind zu wenig.
3. Willst Du verschleiern, dass Du absolut keine Ahnung hast, sage einfach: „Well, first of all thank you very much for this committed and valuable input. Of course Sweden is convinced that the United Nations are still an organization of international character. That is why we should absolutely consider maintaining a holistic approach regarding this matter of outstanding urgency. Again, thank your very much.”
4. Sollte ich in meinem Leben noch einmal auf die Idee kommen, lieber 27 Hochhausstockwerke hinaufzulaufen, als auf den Aufzug zu warten – ich werde sie verwerfen!
5. Wer den Laptop hat, hat die Macht! Denn wer tippt, entscheidet auch endgültig darüber, was in der Resolution steht. (Dies wiederum kann zu eher grotesker Diplomatie führen: „Honorable colleague, that sounds great. We should definitely write that down.“ – „An excellent idea. We can use my notebook over here.” – “No no, that is not necessary, my one is already running.” – “But my one is an Apple!”)
6. Willst Du den Sicherheitsrat zum lachen bringen: Einfach das israelische Handy klingeln lassen, während der iranische Botschafter spricht.
7. Kleider machen definitiv Leute.
8. Wer sich lange genug mit NMUN auseinandersetzt, wird am Schluss, so wie wir es im Blaubeurener Trainingslager getan haben, sogar zur Feierabendunterhaltung noch Mitschnitte von UNO-Reden ansehen.
9. Das mit den Awards wird überbewertet.
10. Und um zu guter letzt den coolsten aller Mitarbeiter der schwedischen UNO-Repräsentanz zu zitieren: „You wanna be typical Swedish? Well, then: Be smart!“
Wie es der Zufall will, startet exakt heute Abend unsere Nachfolgedelegation in ihre Mission. Welches Land wohl diesmal ansteht? Wie weit es auch weg sein mag von Schweden: Be also smart. Und alles Gute natürlich!
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