Monday, September 18, 2006

1.200 Kilometer bis ans Ende der Welt

Die Erkundung des Landes schreitet voran: Das Wochenende haben Matthias und ich mal wieder bestens genutzt. Bei Europcar haben wir einen VW Fox mit kaputtem Blinker und einer Schraube in einem der Reifen gemietet und haben uns aufgemacht nach Darlana und Härjedalen, ins Herz von Schweden und durch endlose Wälder bis in den nördlichen der drei schwedischen Landesteile, Norrland.
Doch bevor ich ein paar Details vom Stapel lasse, sprechen ein paar Bilder, die durch Draufklicken auch noch größer werden.

Die Wälder Härjedalens:
















Selbsterklärend:
















Ein abgelegner See im südlichen Norrland:















Wieder an der Küste angekommen konnte ich übers Wasser gehen:





















Mann, sehen wir cool aus:

















Erster Stop ist die Universitätsstadt Falun, bis wir endgültig in die Wildnis eintauchen: Die Straßen führen nun sehr lange schnurgeradeaus und man sieht nur eines beim Blick durchs Fenster: Tiefen, sehr tiefen Nadelwald. Und ein paar Hügel, sowie, zum Glück, strahlend blauen Himmel. Wir halten am Bärenpark Orsa und nehmen den Rundweg ums Gehege. Die hoffnungslos hospitalisierenden Bären zu beobachten ist nicht sehr erbauend, dafür haben wir aus dem kleinen Skigebiet heraus einen herrlichen Blick über die Hügel- und Seenlandschaft von Dalarna.

Weiter, klar, durch den Wald. In der Orsa Finnmark machen wir Mittagsrast, es gibt Burger und Smörgåser. Die Orte tragen hier aufgrund irgendwelcher historischen Entwicklungen, die mir unbekannt sind, finnische Namen. In Sveg sind wir am späten Nachmittag angelangt. Nun sind wir in Härjedalen, der südlichsten Provinz Norrlands. Eine ausgestorbene Geisterstadt, trostlos, nur eine handvoll Bewohner haben sich zu einem zehn T-Shirt-Stände umfassenden Stadtfest eingefunden. Henning Mankell lässt hier seinen Krimi „Die Rückkehr des Tanzlehrers“ spielen, in dem ein Mörder seine Opfer durch die Wälder rund um Sveg jagt. Mankell selbst ist hier geboren und aufgewachsen. Die arme Sau – die Gegend hier mit ihrer unberührten Natur ist absolut geil, um sie mal gesehen zu haben, aber immer hier leben? Nee, danke.

Wir quartieren uns im Dorfhotel ein und wollen die verbleibenden Stunden bis zum Sonnenuntergang natürlich nicht ungenutzt lassen, verlassen die Stadt über die Hauptstraße und biegen bald seitlich auf einen Schotterweg ab, der schließlich zum Wurzelpfad wird. Gräser streichen über den Unterboden des Fox und Wurzeln und Schlaglöcher werfen uns im Sitz hin und her. Natürlich ist der Weg eine Sackgasse. Allerdings eine wunderschöne: Wir stehen am Ufer eines weit verzweigten, tiefblauen Sees. Im gekräuselten Wasser spiegelt sich die Sonne, die langsam vom strahlenden Himmel sinkt. Am Ufer ein paar Laubbäume, schon herbstlich verfärbt, dahinter so weit das Auge reicht Nadelwälder. Es ist still. Absolut still. Nicht so still, wie wenn man nachts in der Stadt sein Zimmerfenster schließt und nichts mehr hört, sondern eine ganz andere, satte Stille. Was soll hier auch Geräusche machen: Härjedalen ist die am dünnsten besiedelte Region Schwedens. Hier gibt es nur einen Einwohner pro Quadratkilometer, dafür reichlich Elche und auch Bären.

Den Sonnenuntergang lassen wir eineinhalb Stunden später und 50 Kilometer weiter nördlich am Fuß des Sonfjället, einem rund 1.200 Meter hohen Berg mit eigenem Nationalpark auf uns wirken. Zum Abendessen kehren wir in eine der seltenen Raststätten an der Hauptstraße ein. Wieder gibt es Burger, was für die Gegend durchaus nicht untypisch ist. Mich erinnert hier alles ein bisschen an manche Gegenden der USA, wo man außer Einöde nur die ein oder andere Tankstelle samt Trucker-Diner findet. Wir lassen den Abend schließlich zusammen mit einem Sixpack und reichlich Lagerfeueranekdoten ohne Lagerfeuer im Hotelzimmer ausklingen.
Es hat sieben Grad, als wir nach einem ausführlichen Frühstück wieder starten. Immer geradeaus geht es nach Osten, bis wir auf die Küste treffen. Im T-Shirt streifen wir vom Parkplatz bis an den Strand und klettern über unzählige Felsbrocken bis direkt ans Wasser. Vor uns liegt Finnland, wenn auch zugegeben sehr weit weg. Über die E4 beamen wir uns südlich. Ein letzter Stopp in Gävle, dann hat uns der Ekebyvägen wieder. Die Bilanz: 1.200 Kilometer, 200 verschossene Fotos, die Erkenntnis, dass schwedische Radiosender nur Müll spielen und vor allem eins: Zweimal breites Grinsen.

Until the end of the world, mein Freunde. And far beyond. Cfö.

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