Feindanalyse
Wegtreten! Ede hat ausgedient. Schade ist es nicht um seine Politik, nur um seine Ähs. (Stichwort: Hauptbahnhof...)
Das Kasperltheater in der CSU ist einmal mehr ein Paradebeispiel für die Machtmechanismen in den Führungsetagen unserer Parteien. Ich bin ja schon enttäuscht darüber, wie stark formell demokratische Entscheidungswege in den Ortsvereinen der großen Parteien erodieren – die große Stoiber-Posse aber zeigt, dass es in den elitären Zirkeln noch schlimmer sein könnte.
Was haben es Beckstein und Huber nicht clever ausbaldowert? Den alten Stoiber wollten sie los werden, denn er hinderte beide am Weiterkommen: Der eine Innenminister, der andere Wirtschaftsminister konnten sie lange auf einen Karrieresprung warten, mindestens so lange wie das Merkel-Kabinett fest im Sattel sitzt (und das tut es bis auf Steinmeier wahrscheinlich erst einmal eine ganze Weile). Innerhalb der bayrischen Politik blockierte Stoiber, nachdem er ja plötzlich den versprochenen Berliner Kabinettsposten verweigert hatte, beide für sie attraktiven Ämter: Das des Ministerpräsidenten und das des Parteivorsitzenden. Die Anschuldigungen der kleinen Landrätin Pauli mögen der berühmte Tropfen gewesen sein, der ein Fass zum Überlaufen bringen kann – wirklich verantwortlich für Stoibers Rücktritt sind der Druck und der Machthunger des Beckstein-Huber-Tandems. Möglichst geräuschlos wollten die beiden also Stoibers politisches Erbe unter sich aufteilen. Und am besten geht es so: Wir ziehen uns ins stille Kämmerlein zurück und lassen Markus Söder eine PK moderieren, sobald klar ist, dass der Terroristenunterjocher Landes- und der Konjunkturmeister Parteivater wird. Die Parteibasis bleibt dabei genauso außen vor wie der Wähler und die Sympathiewerte oder die Kompetenz der beiden Kandidaten.
Doch, so trist ist es nun auch wieder nicht: Denn Horst Seehofer, der unermüdliche Querkopf der Union, erhebt sich und brüllt aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium nach München: „Kampfkandidatur!“ Er hat dabei die eingefahrenen informellen Entscheidungsmechanismen des CSU-Elitengeklüngels gegen sich. Was er auf seiner Seite hat aber sind seine Beliebtheitswerte und das Image eines Politikers, der zunächst mal der Sache und seinem gesunden Menschenverstand dient. Das wissen Basis und Wähler zu honorieren. Wenn sich die endgültige Personalentscheidung noch zieht und bis dahin noch mehr Umfragen veröffentlicht werden, die in diese Richtung deuten, könnte er eine echte Chance haben. Meine Sympathien jedenfalls hat er (OK, Einschränkung: er hat eben gerade soviel davon, wie jemand noch guten Gewissens bekommen kann, der Politik für die CSU macht). Ich klopfe ihm deshalb ganz offiziell auf die linke Schulter und freue mich ein bisschen darüber, dass auch andere politische Lager manchmal Chaos im eigenen Laden veranstalten.
3 Comments:
Welch interessante Aufschlüsselung dieser Wald- und Wiesenpolitik. Oder ist es eher Scheunenpolitik? Keene Ahnung, aber vielen Dank Chris für die Entwirrung der politischen Bayernfindung, äh bayrischen Politikfindung, äh der gefundenen Bayernpolitik....ach was soll's. Hier die Vorschläge seitens Titanic, was der Ede denn tun solle, damit ihm der Abschied nicht so schwer fällt (mal abgesehen davon, die Pflanzen umzubringen):
7 Uhr 30: Beim Frühstück Erläuterung der nationalen wie internationalen Lage vor ausgesuchten Pressevertretern (Karin Stoiber, "Edmunder Rundschau").
10 Uhr 15: Klitzekleiner Parteitag in der Garage, Motto: "Alleine mehr aus Deutschland machen"
12 Uhr 30: Mit dem Auto zu wichtigem Auswärtstermin in Sachen Energieproblematik (Hornbach, Pack Energiesparlampen)
16 Uhr: Verspäteter Neujahrsempfang der Familie Schwanthaler (Nachbarn)
20 Uhr 15: Großes Galadiner aus Anlaß des wärmsten 20. Januars seit der Machtergreifung
23 Uhr: Monatliches Derblecken, anschließend Vortrag zur moralischen Lage der Nation (Ende offen)
Cheers!
C.R. Matze
Haha, der mit der Machtergreifung ist gut. Aber weiß man bei Euch da oben überhaupt, was Derblecken ist? ;-)
Hach, weil's so schön ist nochmal in memoriam:
“Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München mit zehn Minuten ohne daß Sie am Flughafen noch einchecken müssen dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen am … am Hauptbahnhof in München starten Sie ihren Flug zehn Minuten - schauen Sie sich mal die großen Flughäfen an wenn Sie in Heathrow in London oder sonstwo meine s Charles de Gaulle in äh Frankreich oder in äh in … in Rom wenn Sie sich mal die Entfernungen ansehen, wenn Sie Frankfurt sich ansehen dann werden Sie feststellen daß zehn Minuten Sie jederzeit locker in Frankfurt brauchen um ihr Gate zu finden - Wenn Sie vom Flug - äh vom Hauptbahnhof starten Sie steigen in den Hauptbahnhof ein Sie fahren mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in an den Flughafen Franz-Josef Strauß dann starten Sie praktisch hier am Hauptbahnhof in München - das bedeutet natürlich daß der Hauptbahnhof im Grunde genommen näher an Bayern an die bayerischen Städte heranwächst weil das ja klar ist weil aus dem Hauptbahnhof viele Linien aus Bayern zusammenlaufen.”
Und hier als lustiges Filmchen:
http://www.mdr.de/fakt/2446206.html
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