Friday, January 19, 2007

Blind-Date dank Kyrill
















Vom Sturm leer gefegt: Terminal drei des Stuttgarter Flughafens

Kyrill gestern hat uns mal wieder gezeigt, wie zerbrechlich doch all unsere schönen Annehmlichkeiten sind. Kaum blies der Sturm so richtig, blies die Deutsche Bahn auch schon ihren gesamten Personenverkehr ab. Damit ein gehöriges Problem hatte Petra, die in Karlsruhe festsaß: Ihre Freundin Simone aus Melbourne sollte gestern Abend in Deutschland ankommen. Anvisierte Landung 21:55 Uhr Stuttgart-Echterdingen. Geplant war, dass das Aussie-Girl mit dem Zug zu Petra weiterfährt. Nun, der fuhr ja nun nicht mehr. Und gute hundert Autobahnkilometer wären nun auch wirklich nicht gerade verantwortlich gewesen, also konnte Petra ihre Freundin auch nicht selbst abholen.
Da ich mir als edler Retter in der Not bekanntlich nie zu Schade bin, versprach ich, Simone eine Nacht bei mir einzuquartieren. Also: Schild malen mit „Simone“ drauf und in zehn Minuten zum Flughafen gedüst. Mit eineinhalb Stunden Verspätung, die sich dank zusammengebrochener Flughafen-Homepage und verstopfter Hotline wirklich nicht absehen ließen, kam HLX 5355 aus Paris-Orly schließlich an. An Bord wohl auch Simone. Bald schon spuckte Terminal 3 die Passagiere aus. Alte Männer und junge Damen zogen in Massen an mir und meinem Simone-Schild vorbei. Doch es reagierte keiner. Nur dieses rotblonde Mädchen Mitte 20 blieb vor mit stehen, musterte mich, las mein Schild und ging dann weiter. Alsbald schon kam keine Sau mehr und ich stand mutterseelenallein vor Terminal 3. Nur das blonde Mädchen hatte auf einer Wartebank drei Meter weiter Platz genommen und sah sehr, sehr ratlos aus. Hm, dachte ich mir, ob das vielleicht doch Simone ist? Nein, kann nicht sein. Sie hat ja mein Schild gelesen. Also setzte ich mich einfach mal neben sie, nickte ihr kurz zu und stierte dann ebenfalls ratlos vor mich hin. Das ging vielleicht knappe zehn Minuten so.
Dann sehe ich aus den Augenwinkeln, wie die Blonde erneut auf mein Schild schaut, wieder wegschaut, wieder hinschaut und schließlich erstaunt ausruft: „Hey, that’s me!“ Begründung: Sie hatte ihre Brille nicht auf, als sie aus dem Gate kam und konnte deshalb mein Schild nicht lesen. Sowieso habe sie ja eigentlich Petra erwartet und daher auf eventuelle Schilder nicht zuviel gegeben. „I only thought: The poor man! He still waits and they just don’t come.” Ich habe es mir nicht nehmen lassen, Simone auf diese nette Story hin erstmal zwei Rothaus Tannenzäpfle auszugeben.

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